“Die Frage, wer und was deutsch ist, müssen DemokratInnen beantworten”
Wertedialog an der TGS Carl Zeiss Weimar – mit Martin Kranz und Düzen Tekkal
Der erste Wertedialog in Thüringen war zugleich der Auftakt von GermanDream in Ostdeutschland. Doch nicht nur deshalb nahm dieses Mal unsere Gründerin Düzen Tekkal persönlich teil. Mit unserem Wertebotschafter Martin Kranz, Kulturmanager und Stadtrat in Weimar, verbindet sie eine langjährige Freundschaft. Dass die auch auf gemeinsamen Überzeugungen basiert, wurde schnell deutlich.
Dass sie als Kriegsberichterstatterin Zeugin des Genozids an den Jesiden wurde, machte Düzen Tekkal zur Menschenrechtsaktivistin. Vor allem die Frage, wie es sein kann, dass Jugendliche, die in Deutschland aufgewachsen sind, nach Syrien gehen und dort im Namen des IS unvorstellbare Verbrechen begehen, beschäftigt sie seitdem.

»Als der Genozid an den Jesiden bekannt wurde, fragte Martin kranz: “Wie kann ich helfen?”«
Für Martin Kranz ist die Erinnerung an die Shoah und ihre Aufarbeitung in Deutschland ein wichtiges Anliegen. Er organisiert Zusammentreffen von Holocaustüberlebenden und SchülerInnen, die ihn immer wieder zutiefst bewegen.
Erinnern ist für beide wichtig. Mit ihrem Engagement wollen sie aber zugleich einen Beitrag dazu leisten, dass die Zukunft besser wird als die Gegenwart und sich die Schrecken der Vergangenheit nicht wiederholen. Als der Genozid an den Jesiden 2014 bekannt wurde, meldete sich Martin Kranz bei Düzen Tekkal mit der Frage: „Was kann ich tun, um zu helfen?“

»die frage, wer und was deutsch ist, müssen demokraten beantworten«
Erinnerungskultur und ein positives deutsches Selbstverständnis schließen sich für Düzen Tekkal keineswegs aus. Die Frage, wer und was deutsch ist, müssten DemokratInnen beantworten, damit das nicht andere übernehmen. Für junge Menschen ist die Frage, wo sie hingehören sehr wichtig. Gelingt es uns nicht, ihnen einen Platz in der Mitte unserer Gesellschaft anzubieten, suchen sie ihn sich an ihren Rändern.
Die Wortmeldung der Schülerin machte das deutlich. Ihre Eltern sind aus Armenien nach Deutschland gekommen, ihr Aufenthaltsstatus ist jedoch prekär. Sie ist froh, hier zu sein, weil sie in der patriarchalen Gesellschaft, aus der ihre Familie kommt, vielleicht „bereits Hausfrau“ wäre und nicht ihre Schule beenden könnte. Dass Deutschland für sie eine dauerhafte Heimat wird, in der sie ihren #GermanDream leben kann, ist für sie ein sehnlicher Wunsch.

»Kein verständnis für unterschiedliche gehälter zwischen männern und frauen«
Gleichberechtigung zwischen Mann und Frau ist auch einer anderen Schülerin sehr wichtig. Sie sieht bei diesem Thema auch in Deutschland noch Verbesserungsbedarf. Für sie ist es vollkommen unverständlich, warum es noch unterschiedliche Gehälter gibt. Ihr Vater traut Frauen keine beruflichen Fähigkeiten zu. Dadurch haben die beiden ein sehr distanziertes Verhältnis.
Ein paar Äußerungen deuteten an, dass es einige Vorbehalte gegen „Politiker, die nie gearbeitet haben“ in der Klasse gibt. Für unsere Wertedialoge ist es wichtig, dass solche Einstellungen zur Sprache kommen. Nur dann können wir Generalisierungen in Diskussionen auf Augenhöhe entgegenwirken und dafür werben, dass die Demokratie immer die Möglichkeit eröffnet, sich selbst einzubringen und es besser zu machen.

»keine plattitüden, sondern authentische begegnungen«
„GermanDream ist eine Antwort. Es sind nicht Plattitüden und Wahlsprüche, die wir unseren Schülern präsentieren, sondern authentische Begegnungen mittels der Wertebotschafter“, erläuterte Rolf Busch, Landesvorsitzender des tlv thüringer lehrerverband (Landesverband Thüringen des VBE) und stellvertretender Bundesvorsitzender des VBE bei der anschließenden Pressekonferenz in Erfurt. Für diesen fantastischen Auftakt möchten wir uns bei unserem Kooperationspartner VBE und insbesondere dem tlv thüringer lehrerverband herzlich bedanken!
Düzen Tekkal fügte hinzu: „Es geht bei GermanDream um die Macht der Begegnung. Darum, nicht über Menschen zu sprechen, sondern mit Ihnen.“
Der Schlussappell galt den LehrerInnen in Thüringen, sich anzuschließen und GermanDream für Wertedialoge in ihren Schulen anzufragen.

