29. Mai 2020

Burak Yilmaz holt die deutsche Geschichte in Duisburger Haushalte und viele Emotionen in seinen ersten Wertedialog.

Virtueller Wertedialog mit Burak Yilmaz und dem Adolf Weber Gymnasium in München.

 

Ein großer Vorteil unserer virtuellen Wertedialoge ist, dass sie sich auch recht spontan und vor allem auch Städteübergreifend organisieren lassen. Hätte es sich um einen Präsenzdialog gehandelt, wären sich der Duisburger Sozialarbeiter Burak Yilmaz und die Schülerinnen und Schüler aus der Jahrgangstufe Neun des Adolf Weber Gymnasiums vielleicht so schnell gar nicht begegnet. Umso glücklicher sind wir, dass wir Teil dieser wunderbaren Erfahrung sein durften.

»SCHULE IST NICHT NUR EIN ORT AN DEM MAN LERNT, SCHULE IST AUCH EIN ORT, AN DEM MAN LEBT! «

Buraks Geschichte ist eine sehr beeindruckende: Aufgewachsen im Ruhrgebiet, genauer genommen in Duisburg. Eine Stadt am Rhein, in der es zwar noch Schwerindustrie gibt, die aber vom industriellen Wandel der Region schwer getroffen wurde. Bereits in seiner Jugend wunderte sich Burak auf dem Schulhof darüber, wie die Bezeichnung „Jude“ ein Schimpfwort sein kann. Diese Erfahrung setzte 2008 den Grundstein für seinen Einsatz gegen Antisemitismus, der neben von ihm organisierten Fahrten der „Jungen Muslime in Auschwitz“ auch eigens zu diesem Thema mit den Jugendlichen inszenierte Theaterstücke beinhaltet.  Dass er dafür 2018 einen Brief des Bundespräsidenten erhielt, in welchem er Burak den Erhalt des Bundesverdienstkreuz ankündigte, hat Burak damals sehr überrascht – uns wundert es jedoch kein Stück.

Als die Klasse des Adolf Weber Gymnasiums eingangs – so ist es bei unseren Wertedialogen Tradition – über ihre wichtigsten Werte sprach, wurden Selbstbestimmung, Respekt, Toleranz, Kommunikation, Freiheit und ein friedliches Miteinander genannt. Bei diesen Werten gepaart mit Buraks spannender Vita, war schnell allen klar: Wir werden heute viel über Zivilcourage sprechen!

»WIR SOLLTEN IMMER ZIVILCOURAGE ZEIGEN. AUCH WENN DAS „NUR“ BEDEUTET IN DEN RICHTIGEN MOMENTEN HILFE ZU HOLEN. << 

Ein Thema, das ganz schnell seinen abstrakten Charakter verliert, wenn deutlich wird, wie viele der Schülerinnen und Schüler auch persönlich davon betroffen sind.

Eine, weil sie auf dem Schulhof Zeugin verbaler Attacken wurde, ein anderer, weil er selbst schon in Momenten über Vorfälle gelacht hat, in denen eigentlich Courage angebracht gewesen wäre. Eine dritte Schülerin, berichtet sogar mutig darüber in der Vergangenheit selbst Opfer von Mobbing gewesen zu sein.

Auch zum persönlichen Umgang mit Mobbing, konnte Burak gute Ratschläge geben. Ihm hat es früher geholfen solche schwierige Situationen aufzuschreiben. Durch das Schreiben und Rekapitulieren des Geschehenen, hat sich bei ihm der Mut entwickelt, mit Freundinnen und Freunden oder seinen Eltern zu sprechen. In belastenden Situationen nicht alleine zu sein, ist eine große Hilfe

So schnell kann es also passieren, dass alle Beteiligten einer Mobbing-Situation an einem (virtuellen) Tisch platznehmen und sich mit viel Empathie über ihre Erfahrungen austauschen. Von der räumlichen Distanz des virtuellen Klassenzimmers war nichts mehr zu spüren. Eine beeindruckende und intensive Situation, die Burak und das Team von GermanDream gemeinsam mit den beiden Lehrkräften mit viel Einfühlungsvermögen in einen tollen und nachdrücklichen Austausch verwandelten.

»DIE WÜRDE DES MENSCHEN IST UNANTASTBAR. AUCH WIR KÖNNEN UNS JEDEN TAG DAFÜR EINSETZEN, DASS DAS SO BLEIBT. <<

Von so viel Emotionen, Mut und Offenheit und dem sensiblen Umgang damit beeindruckt, fiel es der ganzen Gruppe schwer, sich am Ende des Dialoges zu trennen und das virtuelle Klassenzimmer zu verlassen. Einer Einladung der teilnehmenden Lehrerin an Burak, mit seiner Theatergruppe das Adolf Weber Gymnasium zu besuchen, kann er zwar in der nahen Zukunft nicht nachkommen. Wir sind jedoch davon überzeugt, dass sich die Wege von Burak Yilmaz und der Schülerinnen und Schüler in der Zukunft bestimmt nochmal kreuzen werden.

Auch wir im Team von GermanDream können an dieser Stelle nur danke sagen, für diesen inspirierenden Austausch sowie die Offenheit und Empathie, die uns zuteilwerden durfte. Von Abstand war bei diesem virtuellen Wertedialog wirklich nichts zu spüren.

Du hast Probleme mit Mobbing in der Schule oder eine Krise zuhause?

Du bist nicht allein! Unterstützung kann von vielen Seiten kommen. Wende dich an deinen Freundeskreis, deine Familie, Vertrauenslehrerinnen und Lehrer oder zum Beispiel anonym an das Team von Krisenchat.

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